Primärschlüssel verloren

Hier stand etwas über Freunde von früher. Bis eben stand es da. Jetzt steht es da nicht mehr. Einer ist aufgestanden, nach vorne an die Tafel gegangen und hat den Schwamm genommen. Ich mochte Tafelwischen nie besonders, weil der Schwamm immer ein bisschen stank. Aber wie das so geht, dass man mit ein bisschen Wegwischen auslöschen kann, wofür ein Anderer sich beinah sowas wie Mühe gegeben hat, selbst wenn es nur sein Job war, also dieses Wegwischen hat mich schon immer fasziniert.
Als ich die Bilder gemacht habe, die da über diesem Text über die Freunde von früher stehen sollten, da wars warm. Ein Sonntag vor ein paar Wochen und noch lang, bevor uns die Wetterkundler was von meteorologischem Sommeranfang erzählten. Dabei ist daran überhaupt nichts logisch. Es ist gelogen. Das Blaue vom Himmel herunter, sozusagen.
Immerhin - es bleibt mir die Faszination darüber, dass das Wetter gerade nicht nur den Pfingstrosen und Akeleien im Gärtlein meiner Eltern übel zusetzt und jede dummfrohe Hoffnung auf einen lauen Abend ausschwemmt. Es hat auch die Blumen von dort oben fortgewischt aus diesem frühjahrsseligen Bild. Ein paar kalte Nächte, eine große Idee zuviel Regen und ausgeblüht hatte sichs. Mit den Freunden von früher war das auch so, auch wenn ich jetzt die Lust verloren habe, weiter darauf einzugehen.
Die Primarschlüssel von einst, die uns die Türen ins Leben öffneten in einer gänzlich unschuldigen Arithmetik von Sein zu Sein. Parallelen, deren Schnittpunkt im Unendlichen wir tatsächlich sehen durften, sie sind zu austauschbaren Variablen verkommen. Meine Hände stinken ein bisschen nach dem Schwamm.
rationalstürmer - 6. Jun, 22:50