... gespielt auf Gräbern, Leichen. - Eine Art Entgegnung
Die bunten Bilder, die das Leben malt
Seh' ich umdüstert nur von Dämmerungen,
Wie kraus verzerrte Schatten, trüb und kalt,
Die kaum geboren schon der Tod bezwungen.
Und da von jedem Ding die Maske fiel,
Seh' ich nur Angst, Verzweiflung, Schmach und Seuchen,
Der Menschheit heldenloses Trauerspiel,
Ein schlechtes Stück, gespielt auf Gräbern, Leichen.
Mich ekelt dieses wüste Traumgesicht.
Doch will ein Machtgebot, daß ich verweile,
Ein Komödiant, der seine Rolle spricht,
Gezwungen, voll Verzweiflung - Langeweile!
(Georg Trakl, Confiteor)

Spät kommst du, Gevatter. Du wirst es nicht glauben, doch habe ich deiner schon länger geharrt. Neinnein, welcher Sterbliche würde dir böse sein wollen wegen der paar Jährchen, armer Schnitter? Komm nur, nimm Platz und trink ein Glas mit mir vom guten Roten!
Ob ich mich amüsiert habe? Aber ja, auf das Trefflichste. Sieht man mir das nicht an? Schade, dass du nicht dabei gewesen, nein wirklich, ich lüg dich nicht an. Dir hätt das viele junge Fleisch schon auch gefallen, oh doch, in das man sich ergießen darf, solang einem die Weiber hold sind. Hach, herrlich! Ein Geschrei, das so ganz anders klingt als das jämmerliche Wehklagen derer, die du holst. Und sei ganz unbesorgt, du wirst derlei nicht von mir zu hören bekommen. Ich hab genug gelebt, ich hab geprasst, gelogen und gehurt, ich hab sie unglücklich gemacht, alle miteinander, ihnen die Tränenkanäle geöffnet nicht schlechter als die Schöße und bei meiner Seel - sie haben ihre Leiber gern hingehalten.
Gelacht, fragst du? Ja glaub ichs denn?! Seh ich so aus, als brächt ich niemanden zum Lachen? Dich werd ich gleich, par bleu! Geschrien! Geschrien haben sie vor Lachen! Sich die Bäuche gehalten und auf den Boden sich geschmissen. Dochdoch, es war nicht nur der Geschmack von Galle, den sie auf der Zunge hatten, wenn ich des Morgens mich davonschlich, die Hose halb geöffnet noch. Und jedesmal ein Lächeln auf den Lippen derer, die in den Laken liegenblieben. Ich hab mir nichts vorzuwerfen, das sag deinem Herrn.
Gewiss, es waren da schon dunkle Stunden. Doch sollt ich jetzt darüber heulen, wie die Waschweiber es tun? Es verwirkt doch ein jeder sein läppisches Leben so, wie ers will, nicht wahr? Das bisschen Fegefeuer, auf einer Arschbacke werd ichs absitzen. Und glaube mir, das ist ein zähes Leder. Mein Gepäck? Ich hab keins. Verschleudert all mein Hab und Gut, durchgebracht, bis auf den letzten Kreuzer. Es geht sich leichter so, verstehst du, und auch der Fährmann wird mir dankbar sein.
Noch einmal umdrehn? Ach, wozu. Was ich noch brauche und was ich sehen wollt im Leben, das trag ich in mir drin. Trink aus jetzt, und dann los, wir sind spät dran.
(Nach einer Idee von St.Burnster. Bild: Fatschenkindl aus Oberbayern)
Seh' ich umdüstert nur von Dämmerungen,
Wie kraus verzerrte Schatten, trüb und kalt,
Die kaum geboren schon der Tod bezwungen.
Und da von jedem Ding die Maske fiel,
Seh' ich nur Angst, Verzweiflung, Schmach und Seuchen,
Der Menschheit heldenloses Trauerspiel,
Ein schlechtes Stück, gespielt auf Gräbern, Leichen.
Mich ekelt dieses wüste Traumgesicht.
Doch will ein Machtgebot, daß ich verweile,
Ein Komödiant, der seine Rolle spricht,
Gezwungen, voll Verzweiflung - Langeweile!
(Georg Trakl, Confiteor)

Spät kommst du, Gevatter. Du wirst es nicht glauben, doch habe ich deiner schon länger geharrt. Neinnein, welcher Sterbliche würde dir böse sein wollen wegen der paar Jährchen, armer Schnitter? Komm nur, nimm Platz und trink ein Glas mit mir vom guten Roten!
Ob ich mich amüsiert habe? Aber ja, auf das Trefflichste. Sieht man mir das nicht an? Schade, dass du nicht dabei gewesen, nein wirklich, ich lüg dich nicht an. Dir hätt das viele junge Fleisch schon auch gefallen, oh doch, in das man sich ergießen darf, solang einem die Weiber hold sind. Hach, herrlich! Ein Geschrei, das so ganz anders klingt als das jämmerliche Wehklagen derer, die du holst. Und sei ganz unbesorgt, du wirst derlei nicht von mir zu hören bekommen. Ich hab genug gelebt, ich hab geprasst, gelogen und gehurt, ich hab sie unglücklich gemacht, alle miteinander, ihnen die Tränenkanäle geöffnet nicht schlechter als die Schöße und bei meiner Seel - sie haben ihre Leiber gern hingehalten.
Gelacht, fragst du? Ja glaub ichs denn?! Seh ich so aus, als brächt ich niemanden zum Lachen? Dich werd ich gleich, par bleu! Geschrien! Geschrien haben sie vor Lachen! Sich die Bäuche gehalten und auf den Boden sich geschmissen. Dochdoch, es war nicht nur der Geschmack von Galle, den sie auf der Zunge hatten, wenn ich des Morgens mich davonschlich, die Hose halb geöffnet noch. Und jedesmal ein Lächeln auf den Lippen derer, die in den Laken liegenblieben. Ich hab mir nichts vorzuwerfen, das sag deinem Herrn.
Gewiss, es waren da schon dunkle Stunden. Doch sollt ich jetzt darüber heulen, wie die Waschweiber es tun? Es verwirkt doch ein jeder sein läppisches Leben so, wie ers will, nicht wahr? Das bisschen Fegefeuer, auf einer Arschbacke werd ichs absitzen. Und glaube mir, das ist ein zähes Leder. Mein Gepäck? Ich hab keins. Verschleudert all mein Hab und Gut, durchgebracht, bis auf den letzten Kreuzer. Es geht sich leichter so, verstehst du, und auch der Fährmann wird mir dankbar sein.
Noch einmal umdrehn? Ach, wozu. Was ich noch brauche und was ich sehen wollt im Leben, das trag ich in mir drin. Trink aus jetzt, und dann los, wir sind spät dran.
(Nach einer Idee von St.Burnster. Bild: Fatschenkindl aus Oberbayern)
rationalstürmer - 21. Dez, 17:30