Da wead de Preissnleserschaft glei wieda recht schrein, weis nix vastengan. Drum machmas etz kurz. Binnzä, des is a Nam´. Oiso ein Name. Wobei, es is erschtns koa richtiger Nam´ net und zwoatns scho glei gar koa gewöhnlicher. Muaßa a net sei, wei der, der, dem der Nam gheat, des is a koa gewöhnlicher Kerl net.
Ich spreche von meinem Mitbewohner aus unbeschwerten Passauer Studientagen Vincent. Jajaja, liebe Leser, da geht’s doch gleich mittenrein in die Assoziationswelt, nicht wahr? Wir haben also
Starry starry night im Ohr und sehen einen windumtosten
Mont Ventoux in absinthbefohlenen Farben. Das klingt natürlich super. Wobei - mir wars ja seinerzeit tausendmal wichtiger, dass er mit dem Putzplan klarkommt. Und da muss ich selbst im Nachhinein noch sagen: Reschpekt! Während ich nämlich seinen Mitbewohnernachfolger (den Namen lass ich jetzt mal weg, der Mann hats mittlerweile in der Hedgefondsbranche zu etwas gebracht und würde mich sicher ohne Wimpernzucken von seinen Anwälten totmachen lassen) buchstäblich dazu treten musste, die Badewanne zu putzen („A Badewanne mussmer doch net butzn. A Badewanne macht si doch vo selber sauber.“
Sic!), war der Vincent ein 1a-Mitbewohner, der mit meinen (zugegeben ab und an etwas weibisch-xhantippischen) Vorstellungen von einer ordentlichen WG bestens klarkam. Aber ich hab nun einmal gern blank geputzte Armaturen.
Überdies war (und ich nehme mal an: ist) der Binnzä nicht nur ein sensationeller Koch, sondern dazu außerdem ein hervorragender Klarinettist. Einmal, das war zu irgendeinem Festerl bei uns, da hat er mit seinem Spezl Micha zusammen Ewigkeiten lang Landlermusi zum Besten gegeben, und man musste überhaupts kein Freund der Volksmusik sein, um angesichts dieser Darbietung geradezu vor Wonne zu zerfließen. Damit komme ich auch schon zu den Frauen: Denn, ihr Lieben: Spart euch jeglichen Gedanken an eine sofortige Kontaktaufnahme zwecks baldigem Kennenlernen, der Mann ist nämlich verheiratet. Aber ihr könnt ja aus der Ferne schmachten. Oder aber, und so langsam führt dieses Loblied zum eigentlichen Thema, ihr könnt ein Stück von ihm anschauen. Er, der immer schon den schönen Dingen zugetan war, ist nämlich Autor und Regisseur geworden. Und nun endet die Lobhudelei und beginnt eine ganz andere Wirklichkeit.
Wenn man in Bayern groß geworden ist, dann kennt man die
Maxhütte. Es würde jetzt zu weit führen, die
Geschichte dieses letzten Stahlwerks im Freistaat nachzuerzählen, man kann das auch alles nachschlagen. Solange ich mich erinnern kann, ist bei uns daheim nicht nur über das Werk berichtet worden, es wurde auch darüber geredet. Viel geredet. Neuntausend Menschen haben dort einmal gearbeitet, dann viereinhalbtausend. Dann
niemand mehr. Heute ist das totes Gelände. Unglaublich beeindruckend, selbst in seinem Verfall, aber tot. Und still.
Ich hab auch mal VWL gehört. Ich weiß, wie das so ist mit Subventionen und all dem. Ich weiß auch, dass es nun mal ökonomisches Gesetz ist, dass eine Branche verschwindet und eine andere neu entsteht. Darum geht es gar nicht. Aber – und das soll niemand vergessen – die Laptopundlederhosenmärchen vom achsoerfolgreichen Bayern, mit der uns die Staatsregierung seit Jahren in einen braven Schlummer quatschen will, die locken keinen Hund mehr hinterm Ofen hervor, wenn man nach Sulzbach-Rosenberg kommt. Sulzbach-Rosenberg ist der Ort, in dem die Maxhütte sich befindet.
Vincent
ist nach Sulzbach-Rosenberg gegangen, vor zwei Jahren. Er hat ehemalige Arbeiter des Stahlwerks getroffen und mit ihnen gesprochen. Beziehungsweise: Er hat ihnen zugehört. Er hat sich sagen lassen, wie das ist, wenn die Fabrik, in die man Tag für Tag und Jahr für Jahr zum Arbeiten gegangen ist, einfach nicht mehr existiert. Er hat sich sagen lassen, wie das ist, wenn es den Job, den schon der Vater und vor ihm der Großvater gemacht haben, einfach nicht mehr gibt. Er hat sich sagen lassen, was das ist, die
Stille in der Fabrik, die entstanden ist aus der Schließung des Werks und der daraus folgenden Sprachlosigkeit der Menschen vor Ort. Und dann hat Vincent einen Text von René Passet genommen und ihn dem gegenüber gestellt, was er in der Maxhütte gehört hat. René Passet ist Mitbegründer von
attac und eine der Stimmen, die man vernimmt, wenn man sich mal fragt, wie die Globalisierung eigentlich so läuft. Man muss diesem Mann nicht in allem Recht geben, aber er sieht hin. Das ist schon mehr, als viele von uns (mich eingeschlossen) den lieben langen Tag unternehmen.
Entstanden ist daraus ein Stück, das den Menschen, die mittlerweile als Busfahrer, als Hilfsarbeiter oder schlicht und einfach als Arbeitslose ihr Leben weiterführen (müssen) noch einmal eine Stimme gibt. Die
Stille in der Fabrik – so auch der Titel – wird noch einmal unterbrochen und wir bekommen gezeigt, wie das so ist auf einem Planeten, auf dem die Wirtschaft regiert.
Den erhobenen Zeigefinger überlässt Vincent Kraupner dabei anderen, auch wenn er mit dem immer wieder eingeblendeten Businessplaneten
Biznopolis einen zusätzlichen Boden in sein Stück eingezogen hat, der bei aller ad absurdum geführten Shareholder-Mania neben dem Lachen, das man sich in manchen Szenen beinah verkneifen muss, ein sehr unangenehmes Frösteln verursacht.
Hingehen!
Und zwar nach
München in die
Pasinger Fabrik (August-Exter-Str. 1, 81245 München) 27. bis 30. 09. 2006, jew. 20:00 Uhr
Oder nach
Regensburg in die
Projekthalle 1 am Westhafen Regensburg (Budapester Str. 15, 93055 Regenburg): 13./14./15.10 (18:00 Uhr), 18./ 22.10, (18:00 Uhr), 24.10. (20:00 Uhr)